„Tropenfeeling in Thüringen – und die Bachforellen bissen trotzdem!“
Die Schwarza in Thüringen ist der goldreichste Fluss Deutschlands – und eine Perle für Fliegenfischer, die in traumhafter Umgebung urige Bachforellen fangen möchten! Daniel Jertz war mit Marc Rädisch vor Ort.

Wie lange hatten wir uns eigentlich nicht gesprochen? Eine halbe Ewigkeit! Irgendwie hatten wir uns aus den Augen verloren. Doch als ich Marc Rädisch dann endlich wieder einmal am Telefon hatte, war es wie früher. Es wurde ein langes Telefonat, ein sehr langes! Fünf Stunden lang, um genau zu sein. Während des Telefonates beschlossen wir, mal wieder gemeinsam fischen zu gehen. Wir überlegten hin und her. Dabei erzählte mir Marc von der Schwarza in Thüringen, die er seit seinen Kindheitstagen kennt. Seine lebhaften Erzählungen über diesen Fluss bei Bad Blankenburg weckten meine Neugier und so fiel meine Entscheidung leicht, eine mehrtätige Tour zu planen. Ich freute mich auf den Fluss und auf ein Wiedersehen mit Marc und fieberte dem Pfingstwochenende entgegen…
Dann war es soweit. Samstagmorgen, 7 Uhr, endlich das ersehnte lange Wochenende! Schon als wir am Morgen in Kassel losfuhren spürten wir, welch warmes Wetter uns die nächsten Tage erwarten würde. Nach 2 ½ Stunden waren wir in Bad Blankenburg – und ich hätte mich am liebsten gleich wieder unter die Dusche gestellt, auch wenn das keinen Sinn gemacht hätte, denn an diesem Tag kletterte die Temperatur hoch bis auf 35 Grad!

WIR FINGEN FISCH AUF FISCH; TROZT 30 GRAD IM SCHATTEN!
Obligatorischer Stopp auf der ersten Brücke. Meine ersten Eindrücke von der Schwarza: malerisch, interessante Gewässerstruktur, glasklares Wasser – und eine Menge steigfreudiger Fische, die hastig kleine Eintagsfliegen von der Oberfläche schnappten! Wenig später waren wir im Wasser. Aufgrund der Hitze entschieden wir uns gegen Wathosen und machten die Schwarza in Shorts und Wanderschuhen unsicher. Während des Fischens bemerkten wir später allerdings, dass die großen Steine im Uferbereich teilweise so glatt waren, dass eine Rutschpartie ins Wasser nicht ausgeschlossen war. Watschuhe mit Spikes sind daher nicht die schlechteste Wahl, wenn Sie an die Schwarza fahren.

Was ich dabei noch erwähnen muss: Im oberen Bereich der Schwarza ist das Waten verboten. Wir befischten jedoch zu Beginn den etwa 1,5 km langen Bereich direkt unterhalb der Gemeindeverwaltung Bad Blankenburg flussabwärts. In den wilden Kaskaden konnten wir trotz der Hitze die ersten schön gezeichneten Bachforellen mit der Caddis fangen. Apropos Caddis: Köcherfliegen-Imitation der Größe 14 und kleine, schwarze Steinfliegenmuster der Größe 16 und 18 waren die besten Muster an diesem Tag. Von der kleinen, schwarzen Steinfliegen waren etliche am Wasser unterwegs, ab und an hoben auch noch vereinzelt Danicas von der Wasseroberfläche ab und verschwanden im brennenden Sonnenlicht. Und wie die Sonne brannte! Tropenfeeling in Thüringen! Das wärmste Pfingstwochenende seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen hatte begonnen…
Dank des sommerkühlen Wassers der Schwarza fingen wir trotz der extremen Temperaturen sehr gut – erstaunlich, wie viele Bachforellen in diesem Mittelgebirgsbach leben. In einem ruhig fließenden Abschnitt konnte ich auch eine Äsche ausmachen, die dicht am Ufer stehend kleine vorbeitreibende Nymphen nahm. Nach den Bachforellen feuerte diese Äsche meinen Jagdinstinkt extrem an! Nach einigen Wechseln der Nymphen passte der Äsche das Muster endlich, denn ich konnte sie mit einem präzisen Wurf und einer optimalen Drift zum Biss auf meine 16er Steinfliegennymphe „überreden“. Meine erste Schwarza-Äsche, und das auch noch auf Sicht. Schöner kann Fliegenfischen kaum sein! Nach unzähligen schönen Fängen mit der Trockenfliege und kleinen Nymphen ließen wir den Tag am atemberaubenden Wasserfall der Schwarza ausklingen…

DIE SCHLUCHT DER SCHWARZA IST WILD UND GEHEIMNISVOLL
Am nächsten Morgen machten wir uns auf in die engen Schluchten der Schwarza, die mit ihren etlichen malerisch anmutenden Strudeln ein Highlight für sich sind! Die Felsen am Ufer sind ein Zeugnis dafür, dass diese Strudel schon seit Jahrtausenden existieren, denn das sich drehende Wasser hat im Laufe der Zeit diffuse und abstrakte Formen in den Fels gearbeitet. Ein atemberaubender Anblick, der mich ein ums andere Mal hat verweilen lassen. Das Wasser der Schwarza bildet hier tiefe Züge, dunkel und geheimnisvoll, und ich vermutete hier einen großen Fisch. Die Präsentation der Fliege ist in diesen Bereichen allerdings alles andere als einfach, da verschiedene Strömungen alles sehr erschwerten. Ich stellte daher von Death Drift auf Czech Style um und bekam prompt den vermuteten großen Fisch sprang eine prächtige Regenbogenforelle vor mir einen Meter hoch aus dem Wasser und präsentierte dich, wie in Zeitlupe, in ihrer ganzen Pracht! In diesem Moment glaubte ich, sie bereits verloren zu haben, doch ich konnte die Regenbogenforelle nach ihrem fulminanten Sprung noch einen kurzen Moment an der Leine halten, während sie flussab schoss. Dann löste sich der Haken und die Regenbogenforelle ließ uns mit einem überraschten Blick auf unseren Gesichtern zurück. Marc und ich sahen uns erstaunt an. Wir schätzen die für dieses Gewässer große Regenbogenforelle auf 43 bis 46 cm – mit dieser Größe hatte ich an der Schwarza nicht gerechnet, zumal das Gewässer nicht mit Regenbogenforellen besetzt wird… Ein weiteres Highlight war ein Bachsaibling, den Marc mit der Nymphe in einem der Sprudeltöpfe überlisten konnte. Saiblinge sind in der Schwarza eine absolute Rarität, und die Freude stand Marc ins Gesicht geschrieben, als ich zum Fotoapparat griff. Die Pfingsttage an der Schwarza waren traumhaft, abewechslungs- und fischreich. Ob wir Gold gefunden haben?
Nein, wir waren zu sehr auf das Fischen konzentriert und zwar so sehr, dass ich noch nicht einmal merkte, dass ich mir beim Waten in den Wanderstiefeln Eurostück große Blasern gelaufen hatte…

Müde, abgekämpft, mit Blasen an den Füßen, aber glücklich beendeten Daniel Jertz und Marc Rädisch ihren Schwarza-Besuch.
Fotos & Text: Daniel Jertz
Dieser Artikel ist ebenfalls im Magazin FLIEGENFISCHEN 2/2015 veröffentlicht worden.
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